Berlin, eine Stadt mit sämtlichen Extremen, die man sich vorstellen kann, oder wenn man Eltern ist, mit pubertierenden Kindern, auch lieber nicht. Ein Jahrzehnt der Revolutionen: Musik, lifestyle, Aufklärung, Sex, TV.
Subkulturen, Punk, New Wave, RAF, Hausbesetzer, Atomkraft Nein Danke, Wehrdienstverweigerer, Gammler, überwiegend Leute, die kein Bock auf arbeiten hatten. Es gab ja „Stütze“ und in Berlin durfte niemand zum Grundwehrdienst. Das hat natürlich den ganzen Rotz von Deutschland eingeladen, sich hier breit zu machen. Übrigens…, so entstanden mit der Alternativen Liste hier die Vorläufer der „Grünen“.
Keine Sperrstunde. Berlin hatte wirklich, da wo gesoffen wurde, rund um die Uhr geöffnet.
Die Musik der Szene war Underground oder Progressive Musik, meine Mutter meinte dazu Haschmusik; auf jeden Fall immer im Zusammenhang mit reichlich Drogen: Shit, Trips, LSD, Heroin. Ich war mal zu einer BRAVO Veranstaltung im Sound, irgendwann rief einer RAZZIA und die Polizei stürmte den Laden. Panik brach aus, da denkt man – jetzt wirste zerquetscht – keine Chance, dadurch wurde es gefährlich. Bin auch nie wieder hingegangen. Es gab jede Menge Siff-Läden, für diese Zielgruppe. Alles auf billig gemacht, manchmal auch ohne Eintritt. Ranzige Läden waren das und Seife kannten die Besucher nur aus dem Werbefernsehen.
Das Metropol war bis fast Ende der 70er ein Sex Kino in der Nähe einer Kirche. In den Schaukästen hing jahrelang auch eine Info der Kirche mit irgendeiner Botschaft und gleich daneben das Plakat zum Film-Dauerbrenner „Teuflische Brüste“. Das ist Berlin.
Als Teenager Idol bin ich gut unterwegs gewesen. Neben meinen Arbeiten im Berliner Nachtleben konnte ich deswegen noch weggehen, da einige Läden auch nach 6 Uhr morgens noch offen hatten. Ein Berliner Nachtgänger ist nie vor Mitternacht weggegangen. Diese Zeiten waren den Touris und Kids vorbehalten. Auf jeden Fall ging ich danach in Läden wie Big Apple, Stadtcasino, Jockey Club, Metropol (ab Disco Tempel), Maxim (Hermannplatz), Belushi’s, Hi-Fi, La Belle, Pal Joe, Riverboat (Deck 3), Silver Shadow, Sugar Shack, Top Disco, Safari, Charivari. Meine Musik wurde da gespielt und es gab jede Menge schöner Frauen, ein Hecht im … – was für ein geiles Leben. In den meisten Läden davon war ich Stammgast. Früher konntest Du ne Pulle kaufen und wenn diese oder die 2. (hehe) nicht geschafft wurde, Name drauf und ab ins Regal. Beim nächsten Mal geht’s weiter. Heute? – undenkbar-
Natürlich habe ich auch Schlaghosen und Plateaustiefel (3 Plateaus mit 6cm vorn, 12 cm Absatz) getragen. Es gab nur 2 Läden dafür: Burkhardts an der Gedächtniskirche (eckige Spitzen, die hatte ich) oder Market (bei Klaus und seiner Mutter, was für geile Unikate der Stadt) in der Uhlandstraße (runde Spitzen). Da konnteste gleich sehen, wer wo gekauft. Hat. Als DJ habe ich auf diese Schuhe am Deck verzichtet, Schmerzen…