Kein Turntable ohne Cartridge und Nadel Was in den frühen 80s noch als überschaubar galt, ist heute die Qual der Wahl. Sehr weit verbreitet war damals das SC35C aus dem Hause Shure. Es wurde von 1979 bis 1989 hergestellt und kostete so um die 99,00 DM. Es handelte sich um eine s.g. MM-System (Moving Magnet). Der Übertragungsbereich von 30Hz bis 15KHz war für die Discothekenwelt ausreichend und mit einer Auflagekraft von 4,5p eignete es sich perfekt für Scratching und Mixing. Es gehörte schon viel dazu es aus der Rille zu werfen. Damit aber nicht genug. Die “Hardcore-Scratcher” bevorzugten damals eher die Systeme der Firma Stanton. Ganz hoch im Kurz war das 680/681. Sie sahen aus wie “Hochhäuser” und hatten den Ruf, jede Schallplatte tot zu spielen. Im wahrsten Sinne. Das waren Fräsen! Der Hersteller gab die empfohlene Auflagekraft mit 3p an, was natürlich immer weit überschritten wurde. Der “pfiffige DJ” legte auch gerne mal ein Geldstück auf das Headshell, damit hier auch ja nix springt. Der Übertragungsbereich wurde mit 20Hz bis 20KHz angegeben, was ich aber nicht bestätigen konnte. Wer es etwas zivilisierter mochte griff zum Ortofon OM Pro. Stylus oder Concorde? Mir sind sie so um 1984 zum ersten mal über den Weg gelaufen in einer Berliner Discothek. Dort war das Concorde* eingebaut und das sah damals schon sehr futuristisch aus. Der Klang war jedoch genial. Somit zogen sie dann auch bei mir ein. Sämtliche Systeme gab es auch als Stylus**. Mit einer durchschnittlichen Auflagekraft von etwas 3p liegt es auch gut in der Rille und man kann gut mit arbeiten. Heute gibt es ein riesiges Angebot von Ortofone-Systemen wo man schnell mal den Überblick verliert. Ein Blick auf die Herstellerseite hilft! * Sytlus: System muss mit Hilfe einer Einstelllehre exakt auf Headshell montiert werden. ** Concorde: Wird komplett in den Tonarm geschraubt, weitere Einstellungen (außer Auflagekraft und Anti-Skating) sind nicht mehr nötig.
Technics ist 50 Jahre althttps://strato-editor.com/.cm4all/uproc.php/0/.louis%20foto.png/picture-400?_=18181a1693a
by Jan Kedves & Mr. C.
Nichts hat die Musikbranche und DJ-Kultur so verändert wie der Plattenspieler SL-1200 von Technics. Nun wird das Gerät 50 Jahre alt. Höchste Zeit für eine Würdigung. Runde Sache Start-Stop. 33-45. Plus 8, minus 8. Mehr Informationen braucht es nicht, um die Euphorie wachzurufen, die sich in den Leib geschrieben hat, wenn man schon mal nonstop zum Sound gemixter, gescratchter oder hart gecutteter Platten getanzt hat: Wie das Ineinander- und Auseinanderlaufen der Beats von den Plattentellern die Sinne überflutet und die Synapsen aufreißt. Wie der Mix einen plötzlich die gesamte Welt verstehen lässt (für den Moment jedenfalls) und wie es den DJ zum gottgleichen Glücksgenerator macht. Im Zeitalter der Technik darf deswegen gefeiert werden, wenn das Gerät, das all dies - die DJ-Kultur, die Rave-Revolution, zuvor sogar die gesamte musikalische Grundlage für Hip-Hop - ermöglicht hat, jetzt Geburtstag feiert. Der Plattenspieler Technics SL-1200 wird 50 Jahre alt, der 1979 von dem nachgeschobenen Update, dem SL-1200MK2, abgelöst wurde.
Ein Gerät, das mit seiner Start-Stop-Taste und seinem Fader für Temposteuerung, genannt Pitch, im erweiterten und ganz grundsätzlichen Sinne das Verständnis von post-postmoderner Zeitgenossenschaft geprägt hat: weil wir nämlich längst in einer aus Fragmenten und Zitaten zusammengestückelten, irgendwie nie ganz neuen, aber eben auch nicht nur restaurativen Mix-n-Match-Kultur leben. "Der kann runterfallen - geht nicht kaputt. DJs können mit dem Kopf draufknallen - geht nicht kaputt. DJ kann sein Bier drüber kippen - geht nicht kaputt." So lobte vor einigen Jahren Maximilian Lenz alias Westbam, einer der einflussreichsten deutschen DJs, im Deutschlandfunk dieses fast zehn Kilo schwere "geniale Meisterwerk von einem Plattenspieler, ohne das die Geschichte der DJ-Musik wahrscheinlich ganz anders gelaufen wäre."
Sicher: William Burroughs hatte zuvor auch schon zerschnittene und neu zusammengefügte Papierseiten zu Literatur erklärt, und Avantgarde-Komponisten hatten Sound-Collagen aus zerschnittenen Tonbändern kreiert. Aber der SL-1200MK2 hob das analoge Cut-and-Paste-Prinzip auf ein technisch perfektioniertes Level. Einleuchtend also, wenn ihn der amerikanische Musikwissenschaftler und Philosoph Mark Katz, der Bücher über die Evolution des Hip-Hop verfasst hat, als "die Stradivari oder den Steinway-Flügel des Hip-Hop" bezeichnet, also: als Referenzinstrument, an dem sich alle anderen DJ-Geräte messen lassen müssen. Auch in der Mode zeigt sich die DJ-Kultur Natürlich kann man ihn auch rein äußerlich als Design-Ikone feiern: Seine höhenverstellbaren Gummifüße, die das Wummern der Bassfrequenzen abfedern und ihm die Anmutung eines landenden UFOs geben! Sein S-förmig geschwungener Tonarm! Die vier horizontalen Pünktchen-Reihen, die seitlich in den Plattenteller geprägt sind, damit sie im Rotlicht eines kleinen Stroboskops die Pitch-Veränderungen anzeigen! Fast immer scheint sich eine dieser Pünktchen-Reihen auf magische Weise rückwärts zu drehen, während die anderen umso schneller nach vorne schießen. Diese optische Illusion passt perfekt dazu, dass die Arbeit des DJs zugleich in die Zukunft und rückwärts in die Vergangenheit weist - etwa wenn er Beethovens Fünfte über Hip-Hop-Beats scratcht oder ein altes A-capella von Whitney Houston über einen futuristischen Acid-Track knallt. Diese Zeitverschiebungs- und Rekontextualisierungs-Tricks sind seit dem Siegeszug der DJ-Kultur auch in der Mode sichtbar geworden. Als 1982 Malcolm McLaren mit der New Yorker Hip-Hop-Crew The World's Famous Supreme Team seine vollgescratchte Rap-Single "Buffalo Gals" veröffentlichte, brachte seine damalige Partnerin Vivienne Westwood in der dazugehörigen Kollektion historisch inspirierte, dreifach übereinandergelegte peruanische Röcke mit Hip-Hop-inspirierten Hoodies zusammen. Jean Paul Gaultier hingegen rappte 1989 in seiner Acid-House-Single "How to Do That" mit stark französischem Akzent: "Bring some technique, bring some technique ... idea!" Mit dem Song wollte der Designer die junge, ravende Zielgruppe für seine Linie "Junior Gaultier" begeistern, und "technique" konnte man hier eindeutig auch hören als: Bring ein Paar Technics-Plattenspieler mit, die Ideen kommen dann wie von allein! Wir zerschneiden mit herumfliegenden Scheren Stoffe, wie DJs mit ihren Cuts und Scratches historische Kontinuitäten trennen und neu zusammenfädeln.
Als dann 1996 die Marke Louis Vuitton den 100. Geburtstag ihres ikonischen Monogram-Canvas feierte, lud sie Designer Helmut Lang dazu ein, eine luxuriöse Louis-Vuitton-Plattenkiste für DJs zu kreieren. Für die Werbeanzeige hockte sich dann ganz lässig der legendäre New Yorker Hip-Hop-DJ Grandmaster Flash auf die Kiste. Und der Ende vergangenen Jahres gestorbene Designer Virgil Abloh wurde auch nie müde zu betonen, dass er vom Hip-Hop komme. Als Teenager hörte er Wu-Tang Clan und legte auf High-School-Partys auf. Fast logisch, dass er als Erstes ein DJ-Studio in sein Designbüro einbaute, inklusive SL-1200MK2, als er in Paris bei Louis Vuitton als Chef der Männerlinie anfing. Abloh sah im Turntablism - in der Kunst, mit rotierenden Soundquellen und einem Mischpult Tracks, Traditionen und Stile neu zu kombinieren - die konzeptuelle Grundlage seines Schaffens. Auch Luxusmode und Street Culture lassen sich eben mixen wie ein DJ-Set, oder anders gesagt: Ohne den SL-1200MK2 gäbe es heute möglicherweise auch keine Kollaborationen zwischen Sportmarken wie Adidas und Luxusmarken wie Gucci oder Balenciaga. Zum 50. Geburtstag hat diese Legende, die sich Schätzungen zufolge seit 1972 knapp fünf Millionen Mal verkauft hat und im MoMA in New York und im London Science Museum gezeigt wird, von Panasonic eine limitierte Sonderausgabe geschenkt bekommen, wenn auch in neuen, nicht unbedingt nötigen Farbvarianten wie Rot und Gelb. Denn der Klassiker bleibt Silber. Ohne ihn hätte das Leben heute einen anderen Takt, wahrscheinlich wäre es langsamer. Ein Mittel zur Entschleunigung war der SL-1200MK2 aber nie, was auch daran abzulesen ist, dass bei den meisten Exemplaren die schneller werdende Seite stärker vom Regler abgenutzt ist als die langsame. Dieser Plattenspieler stand eben schon immer, um es mit der Band Daft Punk zu sprechen, für: "Harder, Better, Faster, Stronger".