Analog oder digital ? Das leidige Thema …by Andy Stevens: Diese Frage wird die jüngere Generation zu 90% mit Digital beantworten. Der Grund liegt auf der Hand. Sie sind mit dem iPod oder dem iPhone (oder ähnlichen) aufgewachsen. Sie machen sich nicht mehr die Mühe eine Platte aufzulegen, die Nadel zu positionieren um dann für nur max. 22 Minuten (LP) Musik zu hören. Sie wollen sich schlicht “bedudeln” lassen und nicht immer wieder aufstehen um die Platte zu wechseln. Qualität ist da eher zweitrangig und viel zu teuer. Die etwas ältere Generation ist mit der CD aufgewachsen und wir (leider noch älter) eben mit Vinyl. Wir haben es gelernt Platten zu mixen und auch Effekte hinzuzufügen ohne Effektgeräte. Wir konnten flangen und Delays mit zwei gleichen Platten erzeugen und so die Meute begeistern. Aber was ist nun besser? Den einzigen wirklichen Vorteil auf der digitalen Ebene sehe ich beim Gewicht. Ein Vinyl DJ muss kiloweise Platten zum Gig schleppen und wer schon mal so ein volles Case in der Hand hatte, kennt das Gewicht. Wenn man älter wird hat man darauf keine Lust mehr. Auch der Verschleiß bleibt aus. Wer schon mal eine runter gescratchte Chic - Good Times gehört hat, weiß was ich meine. Aber nicht nur die Platte leidet, auch die Nadel muss ja hin und wieder getauscht werden, was zusätzliche Kosten bedeutet. Dann wäre da noch der “Show-Effekt” zu nennen. Zahlreiche junge DJs stellen sich auf die Bühne und hampeln mit ihren Händen rum und denken sie wären die “Schärfsten”. Die Technik übernimmt das mixen. Ja man muss nicht mal mehr die Geschwindigkeit anpassen. Geht alles automatisch. “Schöne” neue Welt. Ist nicht mein Ding und kommt mir nicht ins Haus! Was nun also tun, wenn man keine Lust auf Schleppen hat, aber dennoch das Vinyl- Feeling behalten will? Ganz einfach, die Antwort heißt “Digilog” ein Wort das es so nicht gibt und auf meinem Mist gewachsen ist. Ein DVS (Digital Vinyl System) bringt das gute alte Gefühl zurück. Ursprünglich wurde es Anfang der 2000er erfunden um den Umstieg in die digitale Ebene zu erleichtern. Man benötigt dazu lediglich zwei Timecode-Vinyls, eine Software und ein Audio Interface, welches die Signale umwandeln kann. Firmen wie Serato und Native Instruments fingen damit an. Auf der Platte ist ein Signal mit hoher Frequenz aufgenommen, welches dem Interface sagt, an welcher Stelle der Song gespielt werden soll. Die Frequenzen sind natürlich unterschiedlich somit kann eine NI Timecode nicht (oder nur sehr schlecht) mit Serato genutzt werden. Deaktiviert man in der Software nun jegliche Art von Hilfen (so wie ich das mache), ist es dasselbe wie mit richtigen Platten. Das einzige was wegfällt ist das wechseln der Scheiben. Man muss die Tracks halt mit der Maus in den virtuellen Player ziehen und das wars dann schon. Was nun besser ist, muss jeder für sich entscheiden. Aber bevor ich Tausende Euro in eines der heutigen Digitalsysteme investiere, überlege ich lieber irgendwann mal zwei neue Technics zu kaufen.
Vinyl oder digital …by Dr. Wamba: Schallplatte oder digital? Eigentlich stellt sich die Frage nicht. Der Zeitgeist und der technische Fortschritt lassen eigentlich keinen Raum für die Schallplatte zu. Wer das neben- oder hauptberuflich anstrebt ist digital bestens versorgt. Hobby DJ’s natürlich genauso. Das gilt insbesondere für den finanziellen Aufwand. Wer sich dennoch dem Reiz der Schallplatte zugehörig fühlt und die Liebe zum „handmade“ auflegen für sich findet, der muss sich bewusst sein: ab jetzt wird es teuer. Black Music (oder house) von früher auf Vinyl kaufen ist nicht nur deutlich teurer, sondern auch schwierig, da alte Scheiben kaum von den labels neu aufgelegt werden, obwohl der Marktanteil von Schallplatten stets zunimmt. Da bleibt nur der Weg zu Händlern oder eben der Flohmarkt. Große Schallplattensammlungen über online Plattformen zu erwerben ist eher die Seltenheit. Mit viel Glück ergibt sich was über private Kontakte. Na dann: Viel Glück. Im oldschool black music Bereich wird es für jüngere, aufstrebende DJ’s und solche, die es werden wollen, insoweit problematisch, als dass die Erfahrung und das Wissen fehlt, was wurde denn in den 70er und 80er Jahren in den Discotheken tatsächlich gespielt? You tube hilft da nur bedingt weiter. Überwiegend werden dort nur Songs gespielt, die zur damaligen Zeit in den Hitparaden gedudelt wurden oder auf BRAVO Hits oder sonstige Sampler veröffentlicht wurden. Das ist dann eher black beat night, aber kein oldschool. Die oldschool Zeit in den guten black Clubs wurde geprägt von bootlegs, Promos, Bemusterungen, long Versionen, Mixe, etc.; also alles was im Radio (wenn überhaupt) nicht gespielt wurde. Radio Musik (radio edit ca. 3:30min) war schon immer Kommerz und nur für die breite Masse gedacht. Ein richtiger DJ, so wie ich ihn interpretiere, würde sowas nicht auflegen. Trotzdem gilt auch hier: Angebot und Nachfrage – und jedem das Seine. Meine Philosophie ist nach wie vor – eine Schallplatte lebt und atmet; ein Kratzer ist der Makel der Besonderheit mit einem Alleinstellungsmerkmal. Eine schwarze Scheibe auf einen 1210 MK II – geil. Geile Zeit – believe me.